[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Internationalen Flughafen von San Francisco. Die Sonne schien strahlend, die Luft
war warm und der Wind frisch. Raphaella tat einen tiefen Atemzug und wunderte
sich, wie sie ohne diese Luft hatte überleben können. Nur dazusein tat ihrer Seele
gut, und als sie ihre Koffer selbst vom Zoll kontrollieren ließ, fühlte sie sich stark
und frei und unabhängig, schob die Gepäckkarre nach draußen und mietete ein Taxi.
Diesmal wartete dort keine Limousine auf sie, hatte es keinen Sonderausstieg vom
Flugzeug gegeben. Sie hatte nicht gebeten, durch die Zollabfertigung begleitet zu
werden. Sie war genauso durchgekommen wie jedermann sonst, und das war ein
gutes Gefühl. Sie war es leid, verborgen und beschützt zu werden. Sie wusste, dass
es an der Zeit war, sich um sich selbst zu kümmern. Sie hatte vorweg angerufen,
um John Henrys Dienstbotenstab mitzuteilen, dass sie käme. Es waren jetzt
ohnehin nur noch wenige Leute im Haus. Die meisten waren von ihrem Vater
entlassen worden, einige mit Pensionen, einige mit kleinen Summen, die John Henry
ihnen hinterlassen hatte, doch alle mit Bedauern, eine Ära zu Ende gehen zu sehen.
Sie alle glaubten, dass Raphaella nie zurückkehren würde, und hörten es mit
Erstaunen, dass sie kommen wollte.
Als das Taxi vor dem Herrenhaus vorfuhr und sie geläutet hatte, wurde sie mit
Herzlichkeit und freundlichen Mienen begrüßt. Alle waren froh, sie zu sehen,
glücklich, dass außer ihnen wieder jemand im Hause war, obgleich sie alle ahnten,
dass ihre Rückkehr ein Omen für weitere Veränderung war. Sie bereiteten ihr an
jenem Abend ein feines Dinner mit Truthahn und Füllung, süßen Kartoffeln und
Spargel und einer wundervollen Apfeltorte. In der Küche kommentierten sie alle,
wie grauenhaft dünn sie geworden sei und wie unglücklich sie aussähe, wie müde
und dass sie niemals solche traurigen Augen gesehen hätten. Nach dem Essen
wanderte sie langsam durch das Haus. Es sah irgendwie trostlos aus, leer, ungeliebt,
ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Als sie sich umschaute, wusste sie, dass es
Zeit war, es endgültig zu schließen. Falls sie in San Francisco blieb, was für sie
überhaupt noch nicht feststand, würde sie keinen Bedarf für ein Haus wie dieses
haben. Als sie langsam die Treppen hinaufstieg, wusste sie, dass es sie immer
deprimieren würde. Sie würde hier immer an John Henry erinnert, an den
zusammengefallenen Mann, der er in den letzten Jahren gewesen war.
Es lockte sie, in San Francisco zu bleiben, aber falls sie es tat, würde sie ein viel
kleineres Haus brauchen... eines wie Alexanders Haus am Vallejo... Trotz all ihrer
Mühe, es nicht zuzulassen, schweiften ihre Gedanken wieder einmal zu ihm zurück.
Es war unmöglich, in ihr Schlafzimmer zu gehen und nicht an all die Nächte zu
denken, in denen sie ungeduldig wartete, zu ihm zu gehen. Daran dachte sie jetzt,
als sie dort stand und sich umsah. Sie fragte sich, wie es ihm gehen mochte, was
geschehen war, was er im letzten Jahr mit seinem Leben angefangen hatte. Sie hatte
niemals wieder von Amanda oder Charlotte gehört, und sie ahnte, es würde nie
wieder sein. Sie plante auch nicht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen... oder mit Alex.
Sie hatte nicht die Absicht, ihn anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass sie zurück sei.
Sie war gekommen, um den Erinnerungen an John Henry zu begegnen, das Haus zu
schließen, seine Habe einzupacken, sich selbst zu stellen. Sie fühlte sich nicht mehr
als Mörderin, aber falls sie mit dem, was geschehen war, weiterleben wollte,
wusste sie, dass sie sich damit auseinanderzusetzen hatte; dort, wo es passiert war.
Sie musste allem redlich ins Auge sehen, bevor sie weitermachte, ob in San
Francisco oder in Spanien. Wo sie blieb, war nicht mehr wichtig. Aber wie sie das,
was geschehen war, empfand, würde den ganzen Kurs ihres Lebens bestimmen.
Das wusste sie nur allzu gut, und so streifte sie jetzt ruhelos von Raum zu Raum,
versuchte, nicht an Alex zu denken, ihren Geist nicht abschweifen zu lassen oder
gar sich zu erlauben, sich erneut für die Art, wie John Henry gestorben war,
schuldig zu fühlen.
Es war fast Mitternacht, als sie endlich den Mut fand, in sein Schlafzimmer
[ Pobierz całość w formacie PDF ]