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dann noch eine Weile, doch schließlich wurde ihr Hunger so groß, daß sie den Fisch
zubereitete und aß.
Der Mann und der Bacal saßen immer noch beisammen, unterhielten sich und lachten. Wenn
Kunden hereinkamen, bediente sie der Bacal, und der Mann stopfte sich eine Pfeife und
rauchte, bis der Bacal sich wieder zu ihm setzte.
Es wurde dunkel. Plötzlich hob der Mann mit einem erschreckten Ausruf den Kopf.
Was ist denn? fragte der Bacal.
Gib mir einen Liter Öl. Meine Frau wartet darauf.
Er gab dem Bacal die Flasche, und dieser füllte ein Litermaß mit Öl und fing an, es in die
Rasche abzufüllen. Bald war die Flasche voll, doch wegen des falschen Bodens blieb noch
einiges Öl übrig.
Du hast hier noch mehr, sagte der Bacal. Wo soll ich das hintun?
Einen Augenblick stand der Mann da und betrachtete die Flasche in seiner Hand. Dann fühlte
er die Vertiefung im Boden und drehte die Flasche um.
Hier, sagte er und zeigte dem Bacal die Vertiefung. Füll es da rein.
Der Bacal starrte ihn verständnislos an, während das Öl über den ganzen Ladentisch floß und
auf den Boden tropfte. Doch da er selbst reichlich benebelt war vom Kif, goß er schließlich
das restliche Öl in die Vertiefung des Flaschenbodens.
Der Mann bezahlte, verabschiedete sich und ging hinaus. Es war Abend, und der Ostwind
hatte aufgefrischt. Als er draußen die frische Luft einsog, entfaltete der Kif, den er geraucht
hatte, mit einem Mal seine ganze Wirkung.
Er kam in die Straße, wo er wohnte, und blieb stehen. Statt der Straße, die sich endlos vor ihm
erstreckte, sah er das Meer. Hohe Wellen rollten im Mondschein auf ihn zu.
Was für eine See! dachte er. Dann zuckte er die Schultern, zog Jacke und Hose aus, Hemd
und Unterzeug. Als er nackt war, wickelte er die Flasche sorgsam in seine Kleider und band
sich das Bündel auf den Kopf, damit er die Hände frei hatte zum Schwimmen. Dann machte
er einen Hechtsprung in die Wogen.
Er landete auf dem Bauch vor einem Kaktuszaun, an dem Kothaufen lagen. Rauhe See, dachte
er und kroch die Straße lang, als würde er schwimmen. Vor seinem Haus stand er auf und
hämmerte an die Tür.
Als seine Frau ihn nackt und kotverschmiert und mit blutenden Schürfwunden sah, war sie so
entgeistert, daß sie kein Wort herausbrachte.
Siehst du denn nicht? rief er. Das Meer ist gekommen. Schau nur, wie hoch die Wellen da
draußen sind!
Sie packte ihn, zerrte ihn herein und knallte die Tür zu. Dann bugsierte sie ihn in die Toilette,
goß mehrere Eimer voll Wasser über ihn und schrubbte ihn sauber. Danach trocknete sie ihn
ab und brachte ihn zu Bett.
Mitten in der Nacht schreckte er hoch und rief: Ich habe das Öl gebracht! Du kannst jetzt den
Fisch braten. Ich habe Hunger.
25
Zwei Freunde und der Regen
Farid und Mansour hatten benachbarte Stände auf dem Markt und waren Freunde geworden.
Da sie beide gern Kif rauchten und Haschisch aßen, beschlossen sie, sich nach einer
gemeinsamen Wohnung umzusehen. Sie fanden ein Haus mit nur einem Raum. Sie hatten
eine Strohmatte, einen kleinen Tisch, eine Truhe, eine Kohlenpfanne und einen Kochtopf.
Ihren Tee machten sie in einer Konservendose. Aber sie hatten zwei Matratzen, für jeden eine,
und jede hatte ihre eigene Decke.
An einem verregneten Abend mitten im Winter aßen sie ein großes Tajine aus Lamm und
Quitten. Danach legten sie sich auf ihre Matratzen und rauchten mehrere Pfeifen Kif. Dann
stand Farid auf und holte ein Stück Haschisch.
Es regnete in Strömen, und der Wind rüttelte am Haus. Lange saßen sie da, knabberten an
dem Haschisch und lauschten dem Regen. Schließlich löschte Mansour das Licht, und sie
schlössen die Augen und begaben sich auf eine Reise in andere Welten.
Es regnete weiter, und das Prasseln wurde lauter. Es war sehr dunkel im Raum. Bald wurde
das Geräusch so stark, daß es Farid aus seinen Träumen riß.
Ist das ein Unwetter! sagte er. Hör dir nur diesen Regen an.
Das, mein Freund, ist kein Regen, sagte Mansour.
Nicht? Was denn dann?
Es ist Wasser.
Farid lachte. Doch Mansour sagte: Da gibt es nichts zu lachen. Es ist nicht dasselbe. Regen ist
Regen, und Wasser ist Wasser. Und was da auf unser Dach fällt ist Wasser.
Ich muß jetzt schlafen, sagte Farid. Ich kann nicht die ganze Nacht reden.
26
Du hast angefangen, sagte Mansour.
Sie schwiegen. Der Sturm nahm zu. Mansour lag auf dem Rücken und war schon fast
eingeschlafen. Da bekam das Dach ein Leck. Zuerst fiel nur ab und zu ein Tropfen, jedesmal
genau auf sein linkes Augenlid. Doch bald kamen die Tropfen schneller. Sie zerplatzten auf
seinen Lidern, liefen ihm an den Wangen und am Hals herunter. Er versuchte wieder in
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